Wie viele User braucht ein guter UX-Test?
Eine der häufigsten Fragen im UX-Testing lautet: „Wie viele Nutzer*innen brauche ich für einen validen Test?“
Die kurze Antwort: Weniger, als du denkst – aber auch mehr, als ein einzelner Test dir zeigen kann.
In diesem Beitrag klären wir, wie viele Testpersonen du wirklich brauchst, warum es kein „One-Size-Fits-All“ gibt – und wie du mit begrenztem Budget dennoch aussagekräftige Ergebnisse bekommst.
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Mythos: „Man braucht 100 Nutzer*innen für aussagekräftige Ergebnisse.“
Das klingt erstmal logisch. Je mehr Leute du testest, desto genauer sind die Daten – oder? Nicht ganz. Im UX-Test geht es nicht um statistische Repräsentativität, wie bei quantitativen Studien (z. B. Umfragen), sondern um das Identifizieren von Problemen im Nutzungserlebnis.
Die 5-Nutzer-Regel – Woher sie kommt und was sie bringt
Die berühmte „5-User-Rule“ stammt von Jakob Nielsen, einem der UX-Pioniere. Seine Argumentation:
„Mit 5 Nutzer*innen findet man etwa 80 % der wichtigsten Usability-Probleme.“
Der Grund: Die häufigsten Probleme tauchen immer wieder auf. Bereits bei den ersten Testpersonen zeigen sich Muster. Danach sinkt der Erkenntnisgewinn – sogenannte diminishing returns.
Vorteile der 5-User-Regel:
Schnell durchführbar
Geringer Aufwand
Ideal für iterative Tests
Aber: Nicht alle Probleme lassen sich in einem Test aufdecken. Deshalb ist es besser, mehrere kleine Tests mit je 5 Personen durchzuführen als einen einzigen mit 20.
Wann du mehr als 5 brauchst
Die 5-Nutzer-Regel ist kein Dogma. Es gibt Situationen, in denen du mehr brauchst:
Verschiedene Zielgruppen
Wenn du z. B. ein Tool für Anfänger und Profis testest, solltest du beide Gruppen getrennt untersuchen – also je 5+ Personen pro Segment.Sehr komplexe Systeme
Bei Enterprise-Software oder B2B-Tools mit tiefen Funktionshierarchien kann es sinnvoll sein, mehr Testende einzuplanen, um eine größere Abdeckung zu erzielen.Quantitative UX-Tests
Wenn du z. B. Time-on-Task oder Erfolgsraten vergleichen willst, brauchst du eine größere Stichprobe, um signifikante Aussagen treffen zu können. Hier geht’s eher Richtung 30+ Teilnehmende.
Wann du mit weniger als 5 arbeiten kannst
Manchmal geht es nur darum, einen groben Eindruck zu gewinnen oder Hypothesen zu validieren. Dann sind Mini-Tests mit 2–3 Personen besser als nichts – z. B. in sehr frühen Designphasen.
Wichtig ist nur: Setze die Ergebnisse in Kontext. Ein „Problem“ bei 3 Leuten kann auch Zufall sein – oder Gold wert, wenn es wiederholt auftritt.
Fazit: Qualität vor Quantität
Die ideale Anzahl an UX-Testpersonen hängt stark von deinem Ziel, dem Stadium im Designprozess und der Komplexität des Produkts ab. Hier eine kompakte Faustregel:
Erste Usability-Tests: 5 pro Zielgruppe | Lieber häufiger testen
Vergleichende Studien: 20–30+ | Für Signifikanz notwendig
Early-Prototyp-Tests: 3–5 | Schnell Feedback sammeln
Finaler Launch-Test: 8–12 | Für letzte Sicherheit, kein Ersatz für Beta-Tests
Am wichtigsten ist: Teste überhaupt. Selbst ein einziger echter Nutzer bringt mehr als jede interne Diskussion.
Tipp zum Schluss:
Plane nicht „den großen Test“, sondern mehrere kleine, regelmäßige UX-Checks. So verbesserst du kontinuierlich – ganz im Sinne von Lean UX.