Wie viele User braucht ein guter UX-Test?

Eine der häufigsten Fragen im UX-Testing lautet: „Wie viele Nutzer*innen brauche ich für einen validen Test?“

Die kurze Antwort: Weniger, als du denkst – aber auch mehr, als ein einzelner Test dir zeigen kann.

In diesem Beitrag klären wir, wie viele Testpersonen du wirklich brauchst, warum es kein „One-Size-Fits-All“ gibt – und wie du mit begrenztem Budget dennoch aussagekräftige Ergebnisse bekommst.

Digitalagentur | Expertin für UX | Marta
Marta Del Re  |  18.6.2025
Zwei UX-Designer im Büro besprechen ein VR-Headset, umgeben von Laptops, Monitoren und Skizzen auf dem Schreibtisch.

Mythos: „Man braucht 100 Nutzer*innen für aussagekräftige Ergebnisse.“

Das klingt erstmal logisch. Je mehr Leute du testest, desto genauer sind die Daten – oder? Nicht ganz. Im UX-Test geht es nicht um statistische Repräsentativität, wie bei quantitativen Studien (z. B. Umfragen), sondern um das Identifizieren von Problemen im Nutzungserlebnis.

Die 5-Nutzer-Regel – Woher sie kommt und was sie bringt

Die berühmte „5-User-Rule“ stammt von Jakob Nielsen, einem der UX-Pioniere. Seine Argumentation:

„Mit 5 Nutzer*innen findet man etwa 80 % der wichtigsten Usability-Probleme.“

Der Grund: Die häufigsten Probleme tauchen immer wieder auf. Bereits bei den ersten Testpersonen zeigen sich Muster. Danach sinkt der Erkenntnisgewinn – sogenannte diminishing returns.

Vorteile der 5-User-Regel:

  • Schnell durchführbar

  • Geringer Aufwand

  • Ideal für iterative Tests

Aber: Nicht alle Probleme lassen sich in einem Test aufdecken. Deshalb ist es besser, mehrere kleine Tests mit je 5 Personen durchzuführen als einen einzigen mit 20.

Wann du mehr als 5 brauchst

Die 5-Nutzer-Regel ist kein Dogma. Es gibt Situationen, in denen du mehr brauchst:

  1. Verschiedene Zielgruppen
    Wenn du z. B. ein Tool für Anfänger und Profis testest, solltest du beide Gruppen getrennt untersuchen – also je 5+ Personen pro Segment.

  2. Sehr komplexe Systeme
    Bei Enterprise-Software oder B2B-Tools mit tiefen Funktionshierarchien kann es sinnvoll sein, mehr Testende einzuplanen, um eine größere Abdeckung zu erzielen.

  3. Quantitative UX-Tests
    Wenn du z. B. Time-on-Task oder Erfolgsraten vergleichen willst, brauchst du eine größere Stichprobe, um signifikante Aussagen treffen zu können. Hier geht’s eher Richtung 30+ Teilnehmende.

Wann du mit weniger als 5 arbeiten kannst

Manchmal geht es nur darum, einen groben Eindruck zu gewinnen oder Hypothesen zu validieren. Dann sind Mini-Tests mit 2–3 Personen besser als nichts – z. B. in sehr frühen Designphasen.

Wichtig ist nur: Setze die Ergebnisse in Kontext. Ein „Problem“ bei 3 Leuten kann auch Zufall sein – oder Gold wert, wenn es wiederholt auftritt.

Fazit: Qualität vor Quantität

Die ideale Anzahl an UX-Testpersonen hängt stark von deinem Ziel, dem Stadium im Designprozess und der Komplexität des Produkts ab. Hier eine kompakte Faustregel:

  • Erste Usability-Tests: 5 pro Zielgruppe | Lieber häufiger testen

  • Vergleichende Studien: 20–30+ | Für Signifikanz notwendig

  • Early-Prototyp-Tests: 3–5 | Schnell Feedback sammeln

  • Finaler Launch-Test: 8–12 | Für letzte Sicherheit, kein Ersatz für Beta-Tests

Am wichtigsten ist: Teste überhaupt. Selbst ein einziger echter Nutzer bringt mehr als jede interne Diskussion.

Tipp zum Schluss:

Plane nicht „den großen Test“, sondern mehrere kleine, regelmäßige UX-Checks. So verbesserst du kontinuierlich – ganz im Sinne von Lean UX.

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