Digitale Barrierefreiheit auf Websites und Onlineshops

Die Auswirkungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) - Anforderungen und Tipps zur Anwendung. | zuletzt aktualisiert am: 21.06.2024

Andrea Lochbronner  |  28.11.2023

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) tritt am 28. Juni 2025 in Kraft. Die digitale Welt soll zukünftig barrierefrei nutzbar sein. 

Diese Nachricht hat inzwischen die meisten Website-und Shop-Betreiber erreicht. Betroffen ist schließlich die gesamte E-Commerce Branche, egal ob Sie eine Standard-Website besitzen oder einen komplexen Onlineshop. Unklar ist vielen allerdings, was damit genau verbunden ist. Für welche Unternehmen und Websites gilt das BFSG? Welche Anforderungen müssen erfüllt werden? Wo bekommt man professionelle Unterstützung?

Wir möchten Sie über die Anforderungen und Auswirkungen des BFSG informieren.

Eine benutzerfreundliche Customer Journey zählt unbestritten zu den Main Targets im E-Commerce Business. Und hier kommt der wichtige Aspekt für Barrierefreiheit ins Spiel: Das Produktangebot sollte auch für Menschen mit körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen gleichberechtigt zugänglich sein.

Das Thema Barrierefreiheit wird in unserer digitalen Welt ein wichtiger Schlüssel für Zugänglichkeit und Inklusivität im Internet werden. Die Gestaltung und Funktionsweise von E-Commerce Websites wird sich in vielen Bereichen verändern und neu ausrichten müssen.

In diesem Artikel

  • Was ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)?

  • Was ist digitale Barrierefreiheit?

  • Anforderungen an Barrierefreiheit für E-Commerce Websites - Web Content Accessibility Guidelines (WCAG-Kriterien)

  • Chancen durch Barrierefreiheit im E-Commerce

  • Vorteile für Nutzer:innen

  • Vorteile für Ihren Onlineshop oder Ihre Website

  • Praktische Tipps zur Umsetzung

  • Was sind die nächsten Schritte? 

  • codeblick an Ihrer Seite

Was ist digitale Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)?

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) fördert “die gleichberechtigte und diskriminierungsfreie Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, Einschränkungen und älteren Menschen” in einer inklusiven Gesellschaft. Mit dem BFSG wird die EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit (European Accessibility Act EAA) aus dem Jahr 2021 umgesetzt. Darin wurden die technischen Anforderungen für die Barrierefreiheit wie auch die barrierefreien Informationspflichten bestimmter Produkte und Dienstleistungen einheitlich festgelegt.

Das BFSG fördert die Umsetzung von Barrierefreiheit im Internet und in digitalen Diensten und soll die Zugänglichkeit von Websites, mobilen Anwendungen und anderen digitalen Inhalten für Menschen mit Behinderungen verbessern.

Das BFSG gibt vor, dass bei der Umsetzung mindestens die Kriterien der Barrierefreiheit des Levels AA berücksichtigt werden müssen (besser noch: AAA). Dieser Maßnahmenkatalog orientiert sich an den Web Content Accessibility Guidelines.

Für wen ist die EU-Richtlinie verpfichtend?

Wer über eine Website oder einen Onlineshop Produkte oder Dienstleistungen anbietet, ist ab dem 28. Juni 2025 verpflichtet, seine Internet-Seiten barrierefrei gemäß den Gesetzesvorgaben zu gestalten. 

Öffentliche Einrichtungen und Behörden waren bisher schon verpflichtet, Ihre Intenet-Auftritte barrierefrei zu gestalten.

Ausgenommen vom BFSG sind Kleinstunternehmen, die Dienstleistungen anbieten. Kleinstunternehmen, die Produkte herstellen/anbieten, sind dagegen zur Barrierefreiheit verpflichtet.

Was ist digitale Barrierefreiheit?

Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass Websites und Onlineshops so gestaltet werden, dass sie von allen Nutzer:innen unabhängig von ihren körperlichen oder geistigen Fähigkeiten genutzt werden können. Dies beinhaltet unter anderem Sehbehinderungen, Hörbehinderungen, motorische Beeinträchtigungen oder kognitive Einschränkungen. Eine barrierefreie Umgebung ermöglicht allen Seitenbesucher:innen den gleichberechtigten Zugang zu Informationen und Dienstleistungen im Internet.

Im Bereich des UX-Design findet dieses Thema schon seit Jahren unter dem Begriff Accessibility Beachtung.

Wie können Barrieren aussehen? 
Beispiele: Kontrastarme Farbkombinationen, Grafiken ohne Erklärungstext, schlecht bedienbare Navigation oder schwer verständlicher Content.

Anforderungen an Barrierefreiheit für E-Commerce Websites - Web Content Accessibility Guidelines (WCAG-Kriterien)

Weltweit Standard für barrierefreies Internet sind die Web Content Accessibility Guidelines WCAG. Diese Richtlinien umfassen die 4 Grundsätze Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit. 

  • Wahrnehmbarkeit: Interface und Informationen müssen von allen Seitenbesuchern unmissverständlich erkannt werden können. User:innen mit Sehbehinderungen profitieren von kontrastreicher Farbgestaltung oder alternativen Texten für Bilder.

  • Bedienbarkeit: Alle Bestandteile der Website müssen über die Tastatur steuerbar sein. Z.B. bei motorischen Einschränkungen: Navigieren ohne Maus, schlüssige Navigation, individuelle Anpassung der Inhalte

  • Verständlichkeit: Content und dessen Nutzung muss verständlich dargestellt sein: konsistente Navigation, Formulare/Eingabefelder leicht erkennbar, verständliche Texte

  • Robustheit: Barrierefreie Websites liefern auch noch unter widrigsten Umständen Leistung ab: optimiertes technisches Fundament, Nutzung der Website muss von einer großen Auswahl assistiver Technologien interpretierbar sein, wie z.B. Screenreader, Bedienungshilfen und Verwendung semantischer HTML-Codes für eine logische und verständliche Strukturierung

Chancen durch Barrierefreiheit im E-Commerce

Die Umsetzung von Barrierefreiheit für E-Commerce Websites wird sicherlich für viele Unternehmen zu einer Herausforderung werden. Aber letztendlich werden die User:innen und auch die Websitebetreiber profitieren. Eine barrierefreie Website verbessert die Customer Experience für alle Nutzer:innen, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen.

Vorteile für Nutzer:innen

  • Menschen mit Sehbehinderungen können beispielsweise auf Screenreader-Software oder Vergrößerungsprogramme zurückgreifen, um Inhalte im Internet lesen zu können.

  • Menschen mit Hörbehinderungen können mit Untertiteln oder Transkriptionen auch Audio- und Videoinhalte verstehen.

  • Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen oder kognitiven Einschränkungen können von einer digitalen Barrierefreiheit profitieren, da sie beispielsweise auf Tastatursteuerung oder vereinfachte Inhalte zurückgreifen können.

Vorteile für Ihren Onlineshop oder Ihre Website

  • Zielgruppe vergrößert sich, da Sie auch Menschen mit Einschränkungen die Nutzung Ihrer Plattform ermöglichen.

  • Erfüllung rechtlicher Anforderungen, durch die Konsequenzen vermieden werden können

  • Image-Stärkung, da Sie zeigen, dass Sie sich um die Belange aller Nutzer:innen kümmern und eine inklusive Haltung haben. Barrierefreiheit signalisiert soziale Verantwortung

  • Barrierefreiheit fördert SEO

Praktische Tipps zur Umsetzung

Für eine barrierefreie Website stehen vor allem Programmierung und Design im Fokus:

  • verständliche Informationsstruktur mit intuitiver Navigation

  • klare Struktur und logischer Seitenaufbau

  • verständlicher Content

  • Kompatibilität mit Internet-Browsern

Praktische Tipps

Auf den ersten Blick erscheint die Umsetzung einer digitalen Barrierefreiheit komplex und aufwändig. Es gibt jedoch simple Tipps, die Sie bei der Umsetzung berücksichtigen können:

  • Das Verwenden von klarer und verständlicher Sprache: Vermeiden Sie Fachbegriffe und verwenden Sie eine einfache und klare Sprache, um die Inhalte auf Ihrer Website oder Ihrem Onlineshop zugänglicher zu machen. 

  • Beschreiben von Bildern, Grafiken und Diagrammen: Wenn die Funktion eines Bildes im Kontext zum Text beschrieben wird, lassen sich Alt-Attribute von einem Screenreader vorlesen. Beschreiben Sie Bilder für sehbehinderte Menschen in alternativen Texten.

  • Das Nutzen einer klaren Struktur: Strukturieren Sie Ihre Inhalte übersichtlich und logisch, damit Nutzer:innen sie leichter finden und verstehen können. Verwenden Sie beispielsweise Überschriften, Absätze und Listen, um die Inhalte strukturiert darzustellen.

  • Klare Kontraste verwenden: Kontraste zwischen Hintergrundfarben und Textfarben sollten eine optimale Lesbarkeit gewährleisten. Vermeiden Sie Farbkombinationen, die für Menschen mit Farbenblindheit schwer zu unterscheiden sind.

  • Schriftgröße optimieren: Vermeiden Sie eine zu kleine Schrift und wählen Sie gut lesbare Schriftarten mit ausreichenden Zeilenabständen.

  • Formulare und Interaktionselemente benutzerfreundlich gestalten: Vermeiden Sie komplizierte Bedienungs-Vorgänge und sorgen Sie für verständlich gestaltete Schaltflächen.

  • Barrierefreie Videos: Videos sollten mit Untertiteln versehen sein.

  • Klare Links: Verwenden Sie aussagekräftige Links, die klar beschreiben, wohin sie führen. Vermeiden Sie Links wie “hier klicken”, da sie für Menschen mit Screenreadern schwer verständlich sind.

  • Nutzen Sie Responsive Design: Bauen Sie Ihre Optionen für eine geräteunabhägige Kommunikation aus.

  • Mobile Barrierefreiheit: Ihr Onlineshop sollte für die Nutzung mobiler Geräte ebenfalls barrierefrei sein.

  • Barrierefreier Kundensupport: Telefonnummern mit Text-to-Speech Möglichkeit oder angepasste E-Mail-Angaben für sehbehinderte User optimieren Ihren Kunden-Service.

  • Barrierefreie Zahlungsoptionen: Erweitern Sie Ihre Zahlungsoptionen auf Angebote mit verschiedenen Authentifizierungsmöglichkeiten. 

  • Testing: Führen Sie regelmäßige Tests durch (vor allem nach Updates), um sicherzustellen, dass Ihre Plattform barrierefrei ist.

  • Weiterbildung Ihres Teams: Ihre Mitarbeitenden sollten beim Thema Barrierefreiheit up-to-date sein.

Was sind die nächsten Schritte? 

Unternehmen im E-Commerce stehen vor der Herausforderung, ihre Websites und Onlineshops zeitnah anzupassen, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Das beinhaltet eine teilweise umfassende Überarbeitung der Website-Struktur, des Designs und der Interaktionsmöglichkeiten.

Unternehmen, die den Anforderungen nicht nachkommen, riskieren rechtliche Konsequenzen und Bußgelder.

Im 1. Schritt sollten Sie eine Bestandsaufnahme machen und die Barrierefreiheit Ihres Internet-Auftritts abchecken.

  • Usability untersuchen: Bedienbarkeit, Eindeutigkeit, Navigation, Sprache, Formulare, Buttons

  • Bilder, Videos auf Verständlichkeit überprüfen

  • Klare Darstellung auf allen Endgeräten sicher stellen

  • Nutzen Sie zur Unterstützung Tools fürs Accessibility Testing

  • Nutzen Sie eine professionelle Beratung durch eine Digitalagentur

codeblick an Ihrer Seite

Mit der Umsetzung von Barrierefreiheit erfüllen Unternehmen nicht nur die gesetzlichen Anforderungen, sondern optimieren gleichzeitig auch die Customer Journey und ihr Markenimage. Damit ist das BSFG für den E-Commerce Herausforderung und Chance zugleich.

codeblick unterstützt Sie bei der Umsetzung als erfahrene Digitalagentur mit einem Accessibility-Audit.

So läuft unser Accessibility-Audit ab:

Mit unserem Accessibility-Audit erhalten Sie einen umfassenden Überblick über die Barrierefreiheit Ihrer Website oder App. 

Überprüfen Ihrer digitalen Präsenz nach den international anerkannten Richtlinien der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 und Identifikation aller Barrieren, die Menschen mit Behinderungen die Nutzung erschweren könnten.

Nutzen Sie unsere Expertise für die Barrierefreiheit Ihrer E-Commerce-Plattform.

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